Einleitung: Zwei Rollen mit unterschiedlichen Aufgaben

In der Bildungswelt gibt es viele Unterstützungsangebote für Schüler*innen. Zwei davon sind Schulbegleiter und Nachhilfelehrer. Auf den ersten Blick mögen sie ähnlich erscheinen – schließlich helfen beide Kindern und Jugendlichen beim Lernen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich deutliche Unterschiede in ihrer Funktion, ihrem Auftrag und der Art der Unterstützung, die sie bieten. In diesem Artikel klären wir die Unterschiede zwischen Schulbegleitern und Nachhilfelehrern, damit Eltern, Lehrkräfte und Schüler die richtige Wahl treffen können.

Was ist ein Schulbegleiter?

Ein Schulbegleiter – auch Integrationshelfer genannt – ist eine Person, die ein Kind mit besonderem Förderbedarf im Schulalltag individuell unterstützt. Meistens handelt es sich um Schüler*innen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, Autismus-Spektrum-Störung, ADHS oder anderen besonderen Bedürfnissen. Der Schulbegleiter sorgt dafür, dass das Kind möglichst barrierefrei und selbstständig am Unterricht teilnehmen kann. Er ist dabei kein Ersatz für Lehrpersonal, sondern eine individuelle Hilfe im schulischen Umfeld.

Was macht ein Nachhilfelehrer?

Ein Nachhilfelehrer hingegen konzentriert sich rein auf die inhaltliche Unterstützung in einem bestimmten Schulfach oder mehreren Fächern. Ziel ist es, Lernlücken zu schließen, Noten zu verbessern oder Prüfungen vorzubereiten. Die Nachhilfe findet meist außerhalb der regulären Schulzeiten statt, häufig am Nachmittag oder am Wochenende. Nachhilfe kann privat organisiert sein oder über professionelle Anbieter erfolgen.

Die Zielgruppe: Wer braucht welche Unterstützung?

Die Zielgruppe für Schulbegleiter sind Kinder mit einem anerkannten Förderbedarf, der durch ein ärztliches oder schulisches Gutachten festgestellt wurde. Ohne eine solche Feststellung kann in der Regel kein Schulbegleiter beantragt werden. Die Unterstützung durch einen Schulbegleiter ist also sehr speziell und richtet sich nach dem individuellen Bedarf des Kindes.

Nachhilfe richtet sich an alle Schüler*innen, die Schwierigkeiten in bestimmten Fächern haben, den Lernstoff nicht verstehen oder sich gezielt auf Prüfungen vorbereiten möchten. Es geht nicht um eine Behinderung oder Beeinträchtigung, sondern um klassische Lernprobleme oder Wissenslücken.

Rechtlicher Rahmen und Finanzierung

Ein wichtiger Unterschied liegt im rechtlichen und finanziellen Bereich. Schulbegleiter werden meist über das Jugendamt oder Sozialamt finanziert. Die Eltern stellen einen Antrag auf Eingliederungshilfe, der – wenn genehmigt – die Kosten übernimmt. Es handelt sich also um eine staatlich unterstützte Maßnahme, die auf ein konkretes Bedürfnis basiert.

Nachhilfe muss in der Regel privat bezahlt werden. Nur in wenigen Ausnahmefällen, etwa bei Bildungs- und Teilhabepaketen, kann eine Kostenübernahme durch den Staat erfolgen. Ansonsten tragen Eltern die Kosten selbst oder nutzen private Nachhilfeinstitute.

Der Alltag mit einem Schulbegleiter

Der Schulbegleiter ist in der Regel täglich im Schulalltag dabei. Er hilft beim Ankommen in der Schule, begleitet durch den Unterricht, unterstützt beim Sozialverhalten in der Klasse und hilft bei der Organisation des Schulmaterials. Manche Kinder brauchen körperliche Hilfe, zum Beispiel beim Treppensteigen oder beim Toilettengang, andere wiederum eher emotionale oder strukturelle Begleitung.

Dabei ist der Schulbegleiter eng mit dem Lehrerteam vernetzt und handelt im Sinne des Kindes. Wichtig ist: Er ist keine pädagogische Fachkraft im klassischen Sinne, sondern fungiert als individuelle Hilfe für das Kind – nicht als Gruppenunterstützung.

Wie Nachhilfe konkret aussieht

Nachhilfe ist gezielt auf fachliche Themen ausgerichtet. Der Nachhilfelehrer analysiert gemeinsam mit dem Schüler die Schwächen, erstellt Lernpläne und übt gezielt Inhalte. Je nach Anbieter oder Lehrer kann die Nachhilfe individuell, in Kleingruppen oder online stattfinden. Sie ist meist zeitlich begrenzt – entweder vor Prüfungen oder solange, bis sich die Noten verbessert haben.

Nachhilfelehrer haben häufig ein abgeschlossenes Studium oder befinden sich im Lehramtsstudium. Es gibt aber auch viele qualifizierte Fachkräfte ohne pädagogische Ausbildung, die dennoch über viel Erfahrung und Know-how verfügen.

Sozial-emotionale Aspekte der Begleitung

Während Nachhilfe stark auf Leistung und Fachinhalte abzielt, steht bei der Schulbegleitung die soziale und emotionale Unterstützung im Vordergrund. Ein Schulbegleiter hilft dem Kind, sich im sozialen Gefüge der Klasse zurechtzufinden, Ängste abzubauen oder Konflikte zu bewältigen. Er ist oft eine emotionale Stütze und vermittelt Sicherheit.

Nachhilfe kann zwar auch motivierend und stärkend wirken, doch der Fokus liegt klar auf dem schulischen Erfolg. Wer etwa Probleme mit dem Selbstbewusstsein hat, weil er in Mathe nicht mitkommt, kann durch Nachhilfe an Selbstvertrauen gewinnen – allerdings meist indirekt.

Zusammenarbeit mit Schule und Eltern

Schulbegleiter arbeiten eng mit Lehrkräften, Sonderpädagogen und Eltern zusammen. Sie sind Teil des schulischen Netzwerks und erhalten klare Anweisungen, was sie tun dürfen und was nicht. Ihre Rolle ist dabei unterstützend, nicht unterrichtend. Regelmäßige Absprachen mit allen Beteiligten sind essenziell für den Erfolg der Maßnahme.

Nachhilfelehrer haben meist keinen direkten Kontakt zur Schule. Ihre Zusammenarbeit erfolgt primär mit den Eltern und Schülern. Informationen über den Leistungsstand werden aus Zeugnissen oder Gesprächen entnommen. Der Kontakt zur Schule erfolgt nur, wenn Eltern das aktiv wünschen und organisieren.

Wann ist was sinnvoll?

Die Entscheidung, ob ein Kind einen Schulbegleiter oder Nachhilfelehrer braucht, hängt stark von der individuellen Situation ab. Liegt eine diagnostizierte Beeinträchtigung vor, ist ein Schulbegleiter die richtige Wahl. Wenn es um konkrete Lernprobleme, schlechte Noten oder Prüfungsangst geht, ist Nachhilfe das Mittel der Wahl.

In manchen Fällen können beide Formen nebeneinander sinnvoll sein. Beispielsweise kann ein Kind mit ADHS einen Schulbegleiter für die Struktur im Unterricht benötigen und zusätzlich Nachhilfe, um in Mathe aufzuholen.

Fazit: Zwei unterschiedliche Wege der Unterstützung

Schulbegleiter und Nachhilfelehrer sind keine Konkurrenten, sondern zwei ganz unterschiedliche Unterstützungssysteme, die sich ergänzen können. Während Schulbegleiter im Schulalltag für Kinder mit besonderem Bedarf da sind, helfen Nachhilfelehrer beim inhaltlichen Lernen und der Notenverbesserung. Wichtig ist, die Bedürfnisse des Kindes genau zu analysieren und auf dieser Basis die passende Unterstützung zu wählen. Denn jedes Kind verdient die bestmögliche Förderung – auf seinem ganz individuellen Weg.

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